Mit Erde reinigen – ein Paradox? Ganz und gar nicht, denn Tonerde steckt voller hochwertiger Inhaltsstoffe und besitzt Eigenschaften, die wir uns in der Körperpflege unbedingt zu Nutze machen sollten! Und nicht nur das: Tonerden sind absolut umweltfreundlich!
Warum eigentlich Körper-Reinigung selbst herstellen?
In herkömmlichen Reinigungslotionen sind oft Konservierungsstoffe enthalten (u.a. als „Benzoate“ aufgeführt), welche die Haut reizen. Auch sogenannte „PEG’s“ dienen als Emulgatoren. Genauso wie Tenside machen sie die Haut aber auch durchlässiger und bewirken so, dass giftige Bestandteile aus Umwelt und Kosmetik leichter die Hautbarriere durchdringen und in den Körper gelangen. Weiters ist oft „Natriumdodecylsulfat (bzw. Natriumlaurylsulfat) enthalten, welches die Entstehung von Ekzemen, trockener Haut und sogar Krebs fördern kann. In diese Liste reiht sich auch noch Chlorhexidin ein, welches ein scharfes Reinigungs- und Desinfektionsmittel ist (es wird auch zur Desinfektion der Mundhöhle eingesetzt, hier wird jedoch sogar geraten, dieses wöchentlich gegen ein chlorhexidinfreies Mittel auszutauschen, weil es so stark ist und auch Nebenwirkungen mit sich bringen kann, hmmmm).
Wer jetzt denkt, oh – dann verwende ich einfach die gute alte Seife, der irrt leider, denn sie bringt die haut aus dem Gleichgewicht. Außerdem macht sie trockene Haut noch trockener und spornt fettige Haut dazu an, noch mehr Fett zu produzieren (natürlich selbst gemachte Seifen bzw. ph-neutrale Seifen mal ausgenommen).
Was ist Tonerde eigentlich?
Tonerde ist im Prinzip ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit, denn durch die immense Gletscherbewegung wurde Gestein zu feinem Staub vermahlen. Diese Erdschichten (auch Löss genannt) befinden sich nun in 10 bis 30m Tiefe und werden zur kosmetischen Nutzung vorher noch durch Hitze keimfrei gemacht. Die Unterscheidung der verschiedenen Tonerden ist auf die unterschiedliche Zusammensetzung zurückzuführen – so können diverse Mineralien wie Illit, Montmorillonit, Kaolin, Hectorit, Bentonit und Argill darin vorkommen. Tonerde ist auch aufgrund der enthaltenen Spurenelemente und Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Eisen, Kieselsäure, Kupfer und Silicium aktuell wieder für diverse Anwendungen beliebt. Je nach Herkunft können sowohl Farbe als auch Inhaltsstoffe der Tonerde variieren. Zum Beispiel besitzt grüne Tonerde einen hohen Anteil an Kupfer; rote Tonerde besitzt viel Eisenoxid.
Und was ist eigentlich Heilerde?
Im Vergleich dazu ist Heilerde aufgrund ihrer Zusammensetzung meist gelb-braun. Dafür sind unterschiedliche Gehalte an Eisenoxiden und Eisenhydroxiden verantwortlich. Maßgeblich ist jedoch, dass Heilerde noch komplexer als Tonerde ist. So besteht Heilerde bis zu 60-70% aus Quarz, die restlichen Bestandteile setzen sich aus Feldspatmineralien, Glimmermineralien und den Tonerde-Mineralien Illit oder Kaolin zusammen. Somit ist die Tonerde ein Bestandteil der Heilerde. Weiters darf sie den Begriff nur tragen, wenn sie dem Prüfverfahren des Arzneimittelrechtes unterzogen und als Arzneimittel freigegeben wurde, denn damit zählt sie rechtlich zu den Medikamenten. Tonerden zählen in der Hinsicht zu den Nahrungsergänzungsmitteln oder Naturpflegeprodukten.
Okay, und was ist dann Lavaerde?
Lavaerde hingegen hat nichts mit Lava zu tun, sondern leitet sich aus dem Lateinischen „lavare“ ab, was so viel wie waschen bedeutet. Die arabische Bezeichnung „Ghassoul“ (oder auch „Rhassoul“) ist auch oft vorzufinden, denn die schwarzbraune Lavaerde darf nur im marokkanischen Atlasgebirge abgebaut werden. Ihr Mineralstoffreichtum kann sich blicken lassen – so ist vor allem der Gehalt an Silizium (20 Prozent) und Magnesium (14,3) beachtlich. Auch der hohe Eisengehalt mit 6,62 Gramm pro Kilogramm ist verhältnismäßig hoch.
Wie wirkt Tonerde?
Tonerden haben alle eines gemein: sie sind für ihre hervorragenden reinigenden und klärenden Eigenschaften bekannt. Diese kann man sich für sämtliche Bereiche der Körperpflege zunutze machen, sei es das Gesicht und der Körper oder auch die Haare. Vor allem Menschen mit sensibler Haut greifen gerne zu Tonerde, denn sie ist frei von chemischen Zusatzstoffen und daher besonders gut verträglich. Ihre Wirkungsweise beruht auf einem physikalischen Prinzip: Die einzelnen Steinkörnchen bilden zusammen eine große Oberfläche und nehmen dadurch Schmutzpartikel und Schadstoffe auf; im Prinzip kann man sich das wie ein Löschblatt oder einen Schwamm vorstellen. Sobald die Tonerde nämlich mit Wasser in Berührung kommt, quillt sie auf und entwickelt eine leicht Gel-artige Konsistenz. Damit wird weder der Säureschutzmantel der Haut noch die natürliche Schutzschicht der Haare belastet. Plus: die Tonerde wirkt auch entzündungshemmend und regenerierend, ohne die Haut dabei unnötig auszutrocknen. Vor allem bei öliger Haut bietet sie gegenüber herkömmlichen Pflegeprodukten einen Vorteil: sie wirkt sogar remineralisierend.
Bei der Gesichtsreinigung werden Talg, Unreinheiten und Glanz ganz einfach gebunden, wobei der oft unerwünschte Glanz dadurch vermieden wird, dass Tonerde mattierend wirkt und die Durchblutung anregt. So entsteht ein reineres Hautbild, die Poren werden verkleinert und selbst kleinen Fältchen wird dadurch der Kampf angesagt.
In der Haarpflege wirkt Tonerde effektiv bei fettigem Ansatz und trockenen Spitzen – und das ganz ohne Tenside! Klar, an die Tatache, dass Tonerde nicht schäumt, muss man sich zu Beginn wahrscheinlich etwas gewöhnen, aber das gewaschene Haar wird seidenweich, füllig sowie glänzend und muss auf Dauer seltener gewaschen werden.
Die Wirkung der Tonerde kann man sich allerdings auch innerlich zunutze machen, denn auch hier wirkt sie wie eine Art Schwamm, der fähig ist Fremd- und Schadstoffe aufzusaugen und aus dem Inneren des Körpers zu transportieren. In etwa so ähnlich wie bei der Aktiv-Kohle. So kann Tonerde-Pulver auch als Drink oder mit der Nahrung eingenommen werden. Sie hilft auch gegen Sodbrennen, bei Verstopfungen oder bei Detox-Kuren. Hier bitte allerdings immer darauf achten, dass die Tonerde Pharmaqualität besitzt.
Hier einige Tonerden im Vergleich:
Roter Ton
Erhält seine Farbe vom hohen Anteil des Eisenoxids, daher feuchtigkeitsspendend und besitzt nährende Eigenschaften; hat eine mittlere Saugfähigkeit, verbessert die Durchblutung und reduziert Hautreizungen. Er erfrischt durch eine tief reinigende Wirkung. Rote Tonerde kann für normale, trockene und fahle Hauttypen verwendet werden.
Gelber Ton (meist Illite)
Enthält viele Spurenelemente und Mineralstoffe wie Kupfer, Zink und Kalium und zählt zu den Tonerden mit starken Entgiftungseigenschaften. Stimuliert und verstärkt die Haut, klärt das Hautbild und hilft bei Hautunreinheiten zu reinigen. Nach einer Maske wirkt die Haut rosig, vitalisiert und regeneriert. Gelber Ton eignet sich grundsätzlich für alle Hauttypen, kann aber hauptsächlich für fettige und empfindliche Haut empfohlen werden.
Grüner Ton (oft Montmorillonite oder Illite)
Erhält seine Farbe vorwiegend durch Kupferverbindungen und enthält viel Kieselsäure, die bei Haaren, Nägeln, Bindegewebe und Zähnen für gesundes Wachstum sorgt. Zählt zu den saugfähigsten Tonarten und enthält viele essentielle Mineralstoffe und Spurenelemente. Grüner Ton ist in der kosmetischen Anwendung sehr beliebt, da er offenbar auch eine ausgleichende Wirkung auf den PH-Haushalt besitzt und heilend wirkt. Besitzt antiseptische Wirkung und fördert die Durchblutung der Haut. Hilft dabei, dass sich Zellen regenerieren und mildert die Narben- und Hautfaltenbildung. Wegen seiner hohen Absorptionsfähigkeit kann er für eine gründliche Detox-Kur bei fettiger oder unreiner Haut verwendet werden. Pickel, Mitesser und leichte Akne können durch die Anwendung gelindert werden und durch regelmäßige Verwendung soll überschüssige Talgproduktion reguliert werden. Grundsätzlich kann grüner Ton aber auch für alle Hauttypen verwendet werden.
Weißer Ton (Kaolin)
Auch oft Porzellanerde genannt, ist er der feinste Ton unter den kosmetisch genutzten Tonerden. Er ist klärend, reinigt sanft und glättet die Haut. Seine Saugfähigkeit ist sehr gering, somit kann der weiße Ton auch bei trockener, empfindlicher, gereizter oder auch reifer Haut angewandt werden. Aufgrund des hohen Gehaltes an Siliciumdioxid wird eine effektive Entgiftung der Haut erreicht. Hilft auch bei der Neutralisierung von Säuren und Alkanen auf der Haut, daher optimal für kosmetische Produkte geeignet. Kann in der Babypflege auch als Talgersatz verwendet werden.
Rosa Ton
Ist meist eine Mischung aus verschiedenen Tontypen (weiß und rot), wodurch ein ausgewogenes Verhältnis von Eisenoxid, Mineralien und Kieselsäure erzielt wird. Mit einer mittleren Saugfähigkeit reinigt er die Haut sehr gut und macht sie weich, wirkt desinfizierend und wird hauptsächlich für empfindliche Haut empfohlen, kann aber auch für alle Hauttypen verwendet werden, auch für Kinderhaut geeignet.
Weitere Töne werden oft mit Farbstoffen versetzt, so zum Beispiel auch beim blauen Ton (Kaolin mit Ultramarin) oder dem violetten Ton (Kaolin und Magnesium violett).
Lavaerde
Sie reguliert den überschüssigen Talg und mindert fettige Kopfhaut, beseitigt Unreinheiten im Gesicht und auf Körper. Lavaerde ist eine 100% reine Wascherde und damit eine absolut natürliche Alternative zum Shampoo oder Duschgel, obendrein ist sie auch ph-neutral und vegan. Verleiht dem Haar seidigen Glanz, Fülle und besseren Halt.
Na dann, ran an die Beauty-Erde… Hier kommt nun meine Anleitung für die selbst gemachte Gesichts- Körper- und Haarreinigung.
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Reinigungslotion für das Gesicht/Peeling
Und das brauchst du dafür:
- 2 Teile Tonerde
- 1 Teil Hydrolat deiner Wahl oder Wasser, wahlweise auch Kräutertee oder auch Apfelessig (wirkt zusätzlich entzündungshemmend und durchblutungsfördernd und macht die Lotion geschmeidig)
- ein paar Tropfen pflegendes Öl (z. B. Mandelöl)
- optional etwas ätherisches Öl deiner Wahl
So geht’s:
Einfach 2 Teile Tonerde mit 1 Teil Hydrolat oder Wasser mischen, dabei das Hydrolat immer nur schussweise dazu geben, bis sich die perfekte Konsistenz ergibt. Danach das Mandelöl hinzufügen und zum Schluss optional etwas ätherisches Öl dazu tropfen. Eine kleine Menge mit kreisenden Bewegungen sanft auf die Gesichtshaut aufmassieren und mit reichlich Wasser abspülen.
Diese Gesichtsreinigung entfernt sanft abgestorbene Hautschüppchen im Gesicht und das Hautbild wirkt nach der Anwendung frischer und strahlender. Wenn ihr diese Reinigung wirklich als Peelig verwendet, max. 1-2 mal pro Woche anwenden, da es eine recht intensive Reinigung ist.
Immer nur kleine Mengen der Gesichtsreinigung anrühren, dann habt ihr immer frischen Stuff zur Hand. Falls euch die Mischung dennoch mal zu trocken werden sollte, einfach etwas Hydrolat oder Wasser dazu geben.
Zusätzlich zur Tonerde könnt ihr für einen Peeling-Effekt auch mit Haselkätzchen oder Mandelbrei arbeiten.
-> Diese Reinigungslotion könnt ihr auch als Maske auftragen (Augen und Mundpartie aussparen) und ca. 10-20min einwirken lassen; aber Achtung bei trockener Haut – dann nicht so lange einwirken lassen, da sie die Haut dann noch weiter austrocknet.
Ihr werdet merken, dass es der Haut wirklich gut tut, sie sanft gereinigt wird (auch Make-Up Rückstände, die tiefer eingedrungen sind, werden so wirklich heraus gelöst), Irritationen und Rötungen gelindert und die Haut glatt und vor allem weich wird.
- Körperreinigung mit Lavaerde
Und das brauchst du dafür:
- 2 EL Tonerde
- 5 EL Wasser, optional kann stattdessen auch Hydrolat verwendet werden
So geht’s:
Tonerde mit Wasser vermischen. Den entstandenen Brei dann einfach auf den gesamten nassen Körper reiben – wer will auch auf die Haare – und anschließend mit viel Wasser nachspülen.
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Haarkur/Haarmaske für trockenes Haar und trockene Kopfhaut
Und das brauchst du dafür:
- 3 EL grüne oder weiße Tonerde
- 1 EL Aloe Vera Gel
- 2-3 EL Kamillen- oder Brennnesseltee
- ½ EL Honig oder pflegendes Öl (z.B. Ringelblumenöl)
So geht’s:
Alle Zutaten in einer kleinen Schüssel mischen (keine Metallschüssel, denn dadurch könnte die Qualität der Tonerede gemindert werden) bis eine homogene Paste entsteht. Bei Bedarf mit etwas Tonerde oder Tee die Konsistenz anpassen. Für die Anwendung die Haarkur gleichmäßig auftragen und 15-20min einwirken lassen. Anschließend die Haarkur gut auswaschen. Mit dieser Haarkur wird das Haar remineralisiert und sanft gepflegt. Aloe verleiht Feuchtigkeit und der Honig wirkt antibakteriell bzw. mindert das Jucken auf der Kopfhaut und verleiht geschmeidigen Glanz. Für ein gutes Ergebnis sollte die Haarkur mehrmals pro Woche angewendet werden.
Viel Spaß beim Reinigen, Masken und Peelen!
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