Nähren

Superfood No. 1: Brennnessel

Oder: Power-Samen für alle. ∼

Das erste heimische Superfood dieser Serie ist die Brennnessel, die nicht nur sehr gesund ist, sondern nebenbei auch noch ziemlich gut schmeckt. Warum sie als heimisches Superfood bezeichnet werden kann? Ganz einfach: Weil ihre Samen eine wichtige pflanzliche Proteinquelle sind.

Da mit „Superfoods“ immer Pflanzen mit einem speziellen Inhaltsstoff in hoher Konzentration gemeint sind, wird hier vor allem das Eiweiß hervorgestrichen. Aber die Brennnessel kann noch so einiges mehr:

Denn sie besitzt auch sehr viele Vitamine (vor allem Vitamin A, B, C und E), Mineralstoffe (Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium & Silizium) und enthält mehr als 2% Flavonoide! Letztere sind sekundäre Pflanzenstoffe, die für die Farbgebung der Pflanzen verantwortlich sind und die Pflanze vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen – für den Menschen wirken sie antioxidativ. Und: im Vergleich zu Kopfsalat enthält die Brennnessel zum Beispiel 30-mal so viel Vitamin C und 50-mal so viel Eisen wie Kopfsalat!

Weiters enthält die Brennnessel Kieselsäure, Gerbstoffe, Histamin, Ameisensäure, Essigsäure, Kaffeesäuren, Natrium, Chlorophylle, Karotinoide und Lignane. Die Brennnessel ist auch eine super Eisen-Einschleuser Pflanze, speziell dann, wenn die Eisenresorption gestört ist. Sie hilft auch, die eigene Eisenerzeugung anzuregen. Plus: Die Brennnessel enthält Enzyme und pflanzliche Hormone (Phytohormone), die eine krebsvorbeugende Wirkung besitzen!

Außerdem besitzt die Brennnessel eine entschlackende Wirkung und schleust überschüssige Harnsäure aus dem Körper, so kann sie bei Gicht oder Rheuma lindernde Eigenschaften haben. Weiters wirkt die Brennnessel auch blutreinigend und -bildend, stoffwechselanregend, durchfallhemmend, entwässernd, blutdrucksenkend, schleimlösend, stärkend sowie blutzuckersenkend und cholesterinsenkend.

Aber nochmal zurück zu den Samen.

Sie enthalten etwa 30% fettes Öl (besonders Linolsäure), Vitamine (vor allem Vitamin E -bis zu 0,1%), Mineralstoffe (Kalium, Eisen, Kalzium), Schleimstoffe und Carotinoide. Deshalb sind die Brennnesselsamen mit 31g Eiweiß pro 100g speziell für Sportler eine tolle pflanzliche Proteinquelle – und diese Fülle an ungesättigten Fettsäuren ist sehr gesund für unseren Organismus. Die Super-Samen haben bereits in ein paar veganen Müsliriegeln oder Proteinpulvern Einzug gehalten. Doch man kann sich die eigene Proteinpower auch ganz leicht selbst herstellen. Mehr dazu später nochmal… Wer auf der Suche nach wirklich natürlichen Protein-Alternativen ist, der wird hiermit fündig.

Kein Wunder also, dass die Wirkungsweise bei all diesen Inhaltsstoffen der Brennnesselsamen recht vielfältig ist – und die haben sich bereits unsere Vorfahren zunutze gemacht.

Die zerstoßenen Samen wurden volksmedizinisch äußerlich bei Rheuma und Hautleiden angewandt; innerlich vor allem bei Harnwegstörungen, Bluthochdruck, Störungen des Verdauungstraktes sowie als stärkendes Tonikum (auch bei älteren Personen und bei Rekonvaleszenz) und als Biostimulans.

Besonders Frauen wurden die Samen als Kräftigungsmittel verabreicht, da es die Körperfunktionen anregt. Dabei wurde eine aphrodisierende Wirkung beobachtet, die sich bei Männern in Form von Luststeigerung und angeregter Samenproduktion deutlich macht – bei Frauen hingegen steigt der Östrogenspiegel. Daher wurde es Nonnen und Mönchen seitens der Kirche im Mittelalter in manchen Regionen verboten, Brennnesselsamen zu essen.

Aufgrund der anregenden Wirkung sind Brennnesselsamen auch ein bewährtes Mittel bei Müdigkeit und Leistungsschwäche. Auch bei Haarausfall können die Brennnesselsamen gute Dienste leisten!

Brennnessel ist nicht gleich Brennnessel

Die Samen können von beiden Brennnessel-Arten verwendet werden:

Sowohl von der „Großen Brennnessel“ (Urtica dioica) als auch von der „Kleinen Brennnessel“ (Urtica urens). Grundsätzlich unterscheidet man männliche und weibliche Samen, wobei der Blütenstand der männlichen Pflanzen abstehend ist; bei der weiblichen Pflanzen ist dieser hängend. Die kleine Brennnessel kommt nicht so häufig vor, sie ist recht kleinwüchsig und brennt ganz gemein, außerdem ist sie nicht so samenreich.

Die große Brennnessel dagegen ist sehr weit verbreitet und wächst meist in kleinen Ansammlungen, da sie durch das Rhizom viele Ausläufer und oft auch sogar Horste ausbildet. Sie zählt zu den Stickstoff-Zeiger Pflanzen, denn sie wächst gerne dort, wo der Boden viel Stickstoff enthält.

Sie blüht von Juli bis Oktober – bereits ab August sind die ersten Samenrispen an den Pflanzen zu entdecken. Sie reifen dann bis Oktober/November aus, wobei dies abhängig von Standort, Region und Wetter ist. Die meisten Samen kann man den weiblichen Brennnesseln entnehmen, da die Samenstände an ihnen normalerweise recht reich gefüllt sind. Die männlichen Pflanzen tragen ebenfalls Rispen, die aufgrund der abstehenden Form jedoch nicht so reich bestückt sind bzw. handelt es sich hier genauer gesagt um Fäden mit Pollenkapseln zum Bestäuben der weiblichen Pflanzen.

Gesammelt werden können sowohl grüne Samen (die genauer gesagt noch unreif sind) oder auch schon braune Samen (bereits reif) – gegessen werden können auf jeden Fall beide. Die unreifen Samen können besser frisch verwendet werden, während die braunen Samen (oft schon an bräunlichen Brennnesselpflanzen) besser zum Trocknen oder Aufbewahren geeignet sind. Sie haben bereits den charakteristischen nussigen Geschmack ausgebildet und die komplette Fülle an gesunden Inhaltsstoffen in sich gesammelt.

Was ist beim Sammeln von Brennnesselsamen zu beachten?

Wie bei allen Kräutern gilt die Grundregel, dass nur trockene und gesunde Pflanzen genommen werden sollen. Ab Mittag bis zum frühen Nachmittag haben die Pflanzen aufgrund der Sonneneinstrahlung die meisten Inhaltsstoffe. Ganz hart gesottene ziehen ohne Handschuhe los und greifen die Brennnessel von unten an. Dann die Brennnessel kopfüber halten und die Brennhaare Richtung Kopf abstreichen. Wenn ich größere Mengen sammle, nehme ich Handschuhe und eine Gartenschere mit. Einfach die oberen jungen Triebe, also ca. 20-30cm der Pflanze abschneiden, daheim in ein durchlässiges Tuch oder auf einen großen Papierbogen legen, sodass die Pflanzen gut und schnell trocknen können. Die Samen fallen größtenteils von selbst ab. Die getrockneten Pflanzen bzw. Blätter verwende ich für Tee, die abgefallenen Samen lassen sich ganz leicht in einem Gefäß auffangen.

Was mache ich jetzt mit den Samen?

Die Früchte sind als Trockengewürz einsetzbar – entweder geröstet oder einfach nur getrocknet. Für manche Einsatzzwecke kann es auch angenehmer sein, die Samen zu Pulver zu vermahlen. Brennnesselsamen haben einen leicht nussigen Geschmack, der bei vielen Speisen ganz unaufdringlich integriert werden kann.

Die Samen können ganz einfach als Topping aufs Brot gestreut werden (z.B. auf einen Aufstrich) und passen auch super zu allen möglichen Gerichten, wie z.B. Salate, Joghurt, Pesto oder ins Müsli. Auch als Brotgewürz beim Backen können sich die Samen blicken lassen. Oder direkt als Gewürz in gemahlener Form z.B. in Suppen, Saucen oder Eintöpfen.

Man kann auch das gewonnene Öl der Samen vielfältig weiter verarbeiten, es passt zum Beispiel super zu Salaten. Das Brennnesselsamen-Öl wird aber auch zur Körperpflege in Cremen und Shampoos genutzt.

Hier kommt aber endlich mein Spezial-Rezept für den • selbstgemachten Power-Riegel• der bei mir als optimales Kraftfutter mit Proteinquelle beim Wandern, Biken oder Skitourengehen niemals fehlen darf.

Und das brauchst du dafür:

  • 300g Haferflocken grobkörnig
  • 100g Walnüsse grob gehackt
  • 50g Kürbis-, oder Sonnenblumenkerne gehackt
  • 30g getrocknete Heidelbeeren, Trockenzwetschgen, Rosinen oder Cranberries
  • 50g Butter
  • 100g brauner Zucker
  • 150g Honig
  • 1TL Zitronensaft
  • Und natürlich eine Handvoll Brennnesselsamen

          

So geht’s:

Den Zucker im Topf karamellisieren lassen (ca. 3-4 min), bei geringer Hitze den Honig dazu geben, bis sich unter ständigem Rühren ein zähes Gemisch bildet. Nun die restlichen vorgemischten Zutaten einrühren und so lange durchmischen, bis alles eine leicht bräunliche Färbung angenommen hat. Die warme Masse auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech verteilen und mit einem Nudelwalker gleichmäßig ausrollen. Nach ca. 15-30 Minuten mit einem großen Messer in Riegel schneiden und ganz auskühlen lassen.

So, und jetzt aufi aufn Berg!! Wer mehr Power hat und zuerst oben is…

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